Der Verein

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Entwicklung und Ausblick

Während der Weltwirtschaftskrise wurden im Jahre 1931 unter Reichskanzler Brüning die gesetzlichen Grundlagen für die Schaffung der Reichskleinsiedlungen erlassen. Ziel dieses Siedlungsprogramms war sowohl Schaffung von Wohnraum als auch von Arbeitsplätzen. Die späteren Siedler sollten bereits während der Bauphase mitarbeiten und später durch Obst und Gemüseanbau sowie Kleintierhaltung einen hohen Selbstversorgunsgrad erreichen.


In München entstanden auf Stadtratsbeschluss 1932 vorerst drei entsprechende Siedlungen. Neben der Siedlung an der Zamdorfer Straße– unserer heutigen Siedlung München-Steinhausen die Siedlungen in Freimann und am Perlacher Forst. 

Die Grundstücke für die Siedlungen stellte die Stadt München zur Verfügung. Für die Siedlung Steinhausen, immerhin 85 Hektar für 111 Siedlerstellen mit durchschnittlich 800 qm Grundstücksgröße.

Für die Reichskleinsiedlungen wurden von der Stadt Einheitshäuser mit 53qm Grundfläche geplant. Im Erdgeschoss waren eine Wohnküche mit dem einzigen Wasseranschluss, ein Schlafzimmer, ein winziger Flur, ein Trockenabort sowie ein Stall vorgesehen. Ein Bad war nicht vorgesehen, wurde aber von den meisten Siedlern statt des Stalls eingebaut.

Nach Ausschreibung durch den Stadtrat wurden aus 1200 Bewerbern 400 Siedler- Ehepaare für die drei Siedlungen in München ausgewählt, davon 111 Anwärter für unsere Siedlung.

Am 6.Juni 1932 begannen mit Optimismus und großem Arbeitseifer die Bauarbeiten. Die Häuser wurden durch verschiedene Baufirmen errichtet, denen die ausgewählten Siedler als Arbeitskräfte zugeteilt waren.

Die Vergabe der einzelnen Häuser erfolgte in einer relativ späten Bauphase per Losentscheid, um ein gleich großes Interesse an der Bauausführung aller Häuser sicherzustellen. Nach der Vergabe der Häuser übernahmen die Eigentümer den Endausbau, wobei auch hierbei das Gelingen des eigenen Hauses und der gesamten Siedlung auf Nachbarschaftshilfe beruhte. 


Die ersten Siedler zogen bereits im Oktober in die noch nicht ganz fertiggestellte Häuser ein.

Im Frühjahr 1933 waren alle 111 Häuser bezogen. Der anfängliche Siedlervertrag beruhte auf einem erbpachtähnlichen Modell, der im Jahre 1938 durch den Reichsheimstättenvertrag abgelöst wurde. Die Siedler konnten jetzt Haus und Grund zu einem durchschnittlichen Gesamtpreis von 5000 RM erwerben. Das Eigentumsrecht war jedoch stark eingeschränkt, Verstöße gegen die Bestimmungen des Reichsheimstättengesetzes konnten zum Verlust der Siedlerstelle führen. Erst in den Jahren 1959/60 gingen die Siedlerstellen durch die Aufhebung des Reichsheimstättengesetzes in das uneingeschränkte Eigentum der Siedler über.


Der 2. Weltkrieg unterbrach jäh den weiteren Ausbau und die Entwicklung unserer Siedlung. 46 Bewohner unserer Siedlung sind während des Krieges gefallen, wurden vermisst oder sind bei Bombenangriffen oder kriegsbedingten Unglücksfällen ums Leben gekommen. Zu Ihrem Gedenken wurde 1952 eine Kriegsopfer-Gedenkstätte innerhalb unserer Siedlung errichtet.


Während der Kriegs- und Nachkriegszeit hat sich die Möglichkeit zur Selbstversorgung aus dem eigenen Grundstück durch Obst- und Gemüseanbau sowie die Versorgung mit Eiern, Fleisch und Fellen aus der Hühner- bzw. Kaninchenzucht bestens bewährt.


In den Jahren des Wiederaufbaus wuchsen die Neubaugebiete der Stadt immer näher an unsere Siedlung heran. Die zeitgemäße Erschließung unserer Siedlung wurde immer dringlicher. Im Jahre 1951 erfolgte der Anschluss an die Gasversorgung. 1964 wurde eine leistungsfähige Wasserversorgung fertiggestellt. 1971 bis 1975 folgten der Anschluss an die städtische Kanalisation, der Neubau und die Asphaltierung der Straßen und Gehwege, die Erdverkabelung von Strom und Telefon. Damit waren die Voraussetzungen für eine Erhöhung des bisherigen Baurechts erfüllt. Der 1976 vom Stadtrat beschlossene Bebauungsplan lässt Ein-und Zweifamilienhäuser mit 220qm Wohnfläche bei 8m Firsthöhe zu.


Die Aktivitäten für die gesamte Entwicklung unserer Siedlung gingen bis zum Jahre 1996 vor allem von der Siedlergenossenschaft München-Steinhausen e.G. aus. Es sei an dieser Stelle all den Mitglieder des Vorstands und des Aufsichtsrat für ihre

ehrenamtliche und erfolgreiche Tätigkeit zum Wohle unserer Gemeinschaft herzlich gedankt.


Im Jahre 1996 wurde von der Mitgliederversammlung beschlossen, die Genossenschaft zu liquidieren und die Siedler- und Eigenheimervereinigung München-Steinhausen e.V. zu gründen. Zweck des Vereins ist die Förderung und Erhaltung des Familien und Eigenheims, die Wahrung der Interessen der Vereinsmitglieder, soweit sie mit dem Haus- und Grundbesitz zusammenhängen, die Förderung der Gemeinschaft und einer guten Nachbarschaft sowie die Vermittlung der Leistungen des Eigenheimerverbandes Bayern e.V.. 


Auch heute leben in Steinhausen noch Pioniere der ersten Stunde, wenngleich nur noch zwei Häuser im Original-Zustand erhalten sind, während alle übrigen erweitert, um- oder neugebaut wurden. Beim ersten Eigentümerwechsel haben in der Regel die Kinder der damaligen Siedler die Häuser übernommen. In den letzten Jahren jedoch werden wegen der enorm gestiegenen Grundstückspreise die Anwesen verkauft, da eine Auszahlung bei mehreren Erben nicht mehr möglich ist.

Durch gemeinsame Sommerfeste, Weihnachtsfeiern und andere Veranstaltungen versuchen wir, die traditionell gute Gemeinschaft zu erhalten und auch unsere neuen Nachbarn zu integrieren. Obwohl die vielen Neubauten das Erscheinungsbild der Siedlung nachhaltig verändert haben, ist es uns wichtig, den Gartenstadt-Charakter und die hohe Lebensqualität unserer Siedlung insgesamt zu erhalten.


Die Siedlung einst.....
... und die Siedlung heute
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